Die „Tolles Diktat“ Russland startet am 17. Februar 2025 und läuft bis zum 28. Februar. Ziel ist es, das Interesse an der deutschen Sprache in der russisch‑deutschen Gemeinschaft zu wecken – und das am Tag, an dem die UNESCO den Internationalen Tag der Muttersprache feiert. Koordiniert wird das ganze Unterfangen von dem Internationalen Verband der Deutschen Kultur, der seit den 1990er‑Jahren als wichtigster Netzwerk‑Partner zwischen Deutschland und den russisch‑deutschen Regionen gilt.
Historischer Hintergrund des deutsch‑russischen Austauschs
Schon seit den 1990er‑Jahren unterstützen deutsche Bundesministerien Projekte, die das kulturelle Erbe der Russisch‑Deutschen stärken. Der deutsche Auswärtige Dienst finanzierte 1993 das erste partnerschaftliche Stipendium zwischen Moskau und Berlin, und seit 1999 gibt es jährlich Förderprogramme, die Lehrer*innen für das Unterrichten von Deutsch an Schulen in der Wolga‑Region ausbilden. Ein besonders einprägsames Symbol ist das Kirchen‑ und Kulturzentrum "Alt Sarepta" in Volgograd, gegründet von der Herrnhuter Brüdergemeine und später vom Evangelischen Kirche Berlin und Brandenburg unterstützt. Das Zentrum gilt bis heute als Brücke zwischen den beiden Kulturen.
Der Bundesinnenministerium hat 2004 ein spezielles Förderpaket für den Erhalt der deutschen Sprache in Russland beschlossen. Das Paket beinhaltete unter anderem die Einrichtung von 30 Modell‑Bauernhöfen an der Wolga, die im Rahmen des "Sofortprogramms Förderung bäuerlicher Familienbetriebe" umgesetzt wurden. Diese Initiative verknüpft kulturelle Pflege mit wirtschaftlicher Entwicklung – ein Kennzeichen vieler bilateraler Projekte.
Details zum „Tolles Diktat“ 2025
- Zeitraum: 17. Februar – 28. Februar 2025
- Live‑Übertragung: 21. Februar 2025, 13:00 Uhr Moskauer Zeit (UNESCO‑Tag der Muttersprache)
- Teilnehmende Regionen: 17 Oblaste des Zentralkennzeichens (z. B. Belgorod, Tula, Yaroslavl)
- Anmeldung: kostenfrei, Online‑Portal des Internationalen Verbands
- Preisgelder: insgesamt 45.000 Euro, verteilt auf die besten Schreibproben
Der Wettbewerb wurde ursprünglich 2012 ins Leben gerufen und hat seitdem über 12.000 Teilnehmende angezogen. Für 2025 werden im Durchschnitt 850 Registrierungen pro Oblast erwartet – das entspricht fast einer Verdopplung im Vergleich zu 2020, als die Pandemie das Programm fast zum Erliegen brachte.
„Wir wollen nicht nur Grammatik üben, sondern ein Gefühl für die deutsche Kultur vermitteln“, erklärt Dr. Elena Petrova, Projektleiterin beim Internationalen Verband der Deutschen Kultur. Petrova betont, dass das Online‑Format die Reichweite auf über 1,2 Millionen Zuschauer in ganz Russland ausdehne.
Beteiligte Organisationen und ihre Rollen
Mehr als ein Dutzend Institutionen tragen zum Gelingen des Events bei. DieGesellschaft für Deutsch‑Russische Begegnung Essen e.V. organisiert eine Parallelveranstaltung in Essen, bei der über 200 deutsche und russisch‑deutsche Gäste zusammenkommen. Seit dem Beginn der Partnerstadt‑Beziehung zwischen Essen und Nischni Nowgorod im Jahr 1991 haben sich die Mitgliederzahl und das Programmangebot stetig erhöht.
Das Volga German Tours bereitet für 2025 eine Sonderreise zu den ursprünglichen Siedlungen der Wolga‑Deutschen vor. Die Tour‑Leiter*innen haben bereits Anfragen aus 18 Ländern erhalten, was die wachsende internationale Aufmerksamkeit belegt.
Die UNESCO unterstützt das Event nicht finanziell, aber durch die offizielle Einbettung in den Internationalen Tag der Muttersprache. Das gibt dem Wettbewerb ein zusätzliches Symbolgewicht und fördert die mediale Berichterstattung.
Auswirkungen und Expertenmeinungen
Ein kurzer Blick auf vergleichbare Programme zeigt, dass Sprachwettbewerbe langfristig das Lerninteresse steigern: Der „Deutsch‑Olympiade“ 2018 führte zu einem Anstieg der Einschreibungen in deutschsprachige Kurse um 22 % in den beteiligten Regionen. Experten gehen davon aus, dass das „Tolles Diktat“ ähnliche Effekte erzielen wird.
Prof. Dr. Markus Schneider vom Institut für Slawistik an der Humboldt‑Universität Berlin weist darauf hin: „Die deutsche Sprache ist in Russland ein wichtiges Bindeglied für Wissenschafts‑ und Wirtschaftskooperationen. Jeder zusätzliche Lernende ist ein potenzieller Brückenbauer.“
Auf der anderen Seite kritisieren manche russische Regionalpolitiker die zu starke Ausrichtung auf deutsche Interessen. Der Gouverneur von Tula, Andrej Smirnow, äußerte 2024, dass die Programme weiterhin „im Sinne der lokalen Bevölkerung“ gestaltet werden müssen, um politische Spannungen zu vermeiden.
Zukünftige Perspektiven
Der Internationaler Verband der Deutschen Kultur plant, das "Tolles Diktat" 2026 digital noch interaktiver zu gestalten – mit Live‑Chat‑Übersetzern und KI‑gestützten Schreib‑Feedbacks. Damit soll die Barriere zwischen Anfängern und Fortgeschrittenen weiter gesenkt werden.
Langfristig wird eine engere Verknüpfung mit Wirtschaftsförderungsprogrammen angestrebt. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat bereits signalisiert, dass Unternehmen aus dem Maschinen‑ und Automatisierungssektor Praxisplätze für deutsch‑sprachige Studierende aus Russland anbieten wollen.
Ob die politischen Spannungen zwischen Moskau und Berlin das Weiterbestehen dieser Initiativen gefährden, bleibt abzuwarten. Tatsache ist jedoch: Die kulturelle Basis, die in den letzten drei Jahrzehnten aufgebaut wurde, ist tief verwurzelt – und das „Tolles Diktat“ ist jedes Jahr ein deutliches Zeichen dafür.
Key Facts
- 13. Ausgabe des "Tolles Diktat" vom 17. bis 28. Februar 2025
- Live‑Übertragung am 21. Februar 13:00 Uhr (Moskau) zum UNESCO‑Tag der Muttersprache
- Über 15 Regionen in Russland beteiligt, rund 14 000 Anmeldungen erwartet
- Koordination durch den Internationalen Verband der Deutschen Kultur
- Mehrere Partnerorganisationen: UNESCO, Evangelische Kirche Berlin‑Brandenburg, Bundesinnenministerium, Gesellschaft für Deutsch‑Russische Begegnung Essen e.V., Volga German Tours
Frequently Asked Questions
Wie können Interessierte am "Tolles Diktat" 2025 teilnehmen?
Die Anmeldung erfolgt kostenlos über das Online‑Portal des Internationalen Verbands der Deutschen Kultur. Nach Eingabe von Name, Alter und gewünschter Oblast erhalten Teilnehmende per E‑Mail einen Zugangslink zum Test am jeweiligen Termin.
Welche Regionen in Russland sind dieses Jahr beteiligt?
Insgesamt 17 Oblaste des Zentralkennzeichens nehmen teil, darunter Belgorod, Bryansk, Vladimir, Voronezh, Ivanovo, Kaluga, Kostroma, Kursk, Lipetsk, Oryol, Ryazan, Smolensk, Tambov, Tver, Tula, Yaroslavl und die Hauptstadt Moskau.
Wie unterstützt die UNESCO das Event?
Die UNESCO bietet keinen finanziellen Zuschuss, sondern verleiht dem Wettbewerb durch die Verknüpfung mit dem Internationalen Tag der Muttersprache (21. Februar) zusätzliche Glaubwürdigkeit und mediale Sichtbarkeit.
Welche wirtschaftlichen Chancen ergeben sich aus dem kulturellen Austausch?
Durch die steigende Zahl deutsch‑sprachiger Absolventen entstehen neue Möglichkeiten für deutsche Unternehmen, Fachkräfte in den Bereichen Maschinenbau, IT und Agrarwirtschaft zu rekrutieren. Der BDI plant bereits gezielte Praktikumsprogramme für russisch‑deutsche Studenten.
Was geschieht, wenn die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sich verschlechtern?
Die Veranstalter betonen, dass die kulturellen Projekte unabhängig von der Politik stehen. Dennoch könnten Reisebeschränkungen und Fördermittelkürzungen die Umsetzung erschweren – ein Risiko, das langfristig aktiv gemanagt werden muss.