Der 78-jährige Münchner Liedermacher Konstantin Wecker hat alle 14 geplanten Auftritte seiner "Lieder meines Lebens"-TourneeBerlin abgesagt – darunter das hochkarätige Konzert im Berliner Dom am 5. November 2025. Die Entscheidung, die am Dienstag, 4. November 2025, um 12:10 Uhr UTC offiziell bekanntgegeben wurde, beruht auf einer fortschreitenden neurologischen Erkrankung, die ihm das Spielen von Klavier und Gitarre nahezu unmöglich macht. Es ist das Ende einer Ära – und ein schwerer Schlag für Fans, die ihn als Stimme einer Generation verehren.
Ein Leben in Liedern – und ein Körper, der versagt
Konstantin Wecker, geboren am 23. März 1947 in München, ist mehr als ein Musiker. Er ist Chronist der deutschen Nachkriegsgesellschaft, politischer Stimmbildner, poetischer Zeuge. Seit den 1970er Jahren hat er mit Songs wie "Wenn der Sommer nicht mehr weit ist", "Willy" und "Manchmal weine ich sehr" Generationen berührt. Doch nun, im Alter von 78, kann er kaum noch die einfachsten Melodien spielen. Die Ursache? Nervenschäden in den Händen – vor allem in der linken –, die er selbst auf jahrelangen Alkoholmissbrauch zurückführt. Seit drei Jahren ist er trocken, doch die Schäden sind irreversibel. "Es verschlechtert sich schleichend von Woche zu Woche", sagte er dem Focus-Magazin. Früher habe er das für "schlechte Tage" gehalten. Jetzt weiß er: Es ist das Ende der musikalischen Selbstständigkeit.
Der Berliner Dom – ein symbolischer Ort, der leer bleibt
Das Konzert im Berliner Dom war mehr als nur eine Vorstellung. Es war ein kulturelles Ereignis. In der Predigtkirche, Teil des Domareals, sollte Wecker gemeinsam mit Pianist Jo Barnikel seine musikalische Lebensbilanz ziehen. Die Atmosphäre des Domraums, der oft für geistliche und künstlerische Höhepunkte genutzt wird, passte perfekt zu den tiefgründigen Texten des Liedermachers. Nun steht auf der offiziellen Website des Berliner Dom gemeinnützige GmbH klar: "Das Konzert entfällt wegen Krankheit!" Die Veranstalter bestätigen, dass Ersatztermine geprüft werden – doch der Tourplan für 2026 ist bereits voll. "Wir bemühen uns nach Kräften", heißt es in der offiziellen Mitteilung. Aber die Realität ist hart: In der Musikbranche ist ein Jahr im Voraus oft schon verplant. Wer findet noch einen Platz für einen 78-Jährigen, der nicht mehr spielen kann?
Was passiert mit den Tickets?
Für die über 10.000 Fans, die Tickets für die abgesagten Konzerte in Berlin, Göttingen, Koblenz, Rostock und Saarbrücken erworben haben, gilt: Keine Sorge. Wer die Tickets über die offizielle Website wecker.de oder den Berliner Dom gekauft hat, erhält das Geld vollständig zurück. Das ist eine klare, menschliche Entscheidung – und ein Zeichen von Respekt. Doch die Frage bleibt: Wird es jemals einen Ersatztermin geben? Die Tournee war ursprünglich bis Anfang 2026 geplant. Ob die geplanten Dezember-Auftritte stattfinden, ist aktuell völlig offen. "Wir wissen es nicht", sagte ein Sprecher des Managementteams gegenüber Deutschlandfunk. "Wir warten auf medizinische Gutachten."
Warum das mehr als nur eine Absage ist
Diese Absage ist kein gewöhnlicher Event-Storno. Sie symbolisiert das Ende einer künstlerischen Ära. Wecker war einer der letzten großen Vertreter des politischen Liedermachers, der nicht mit Gitarre und Mikrofon auf Bühnen trat, sondern mit Wahrheit und Verletzlichkeit. Seine Texte sprachen von Armut, Krieg, Liebe, Verlust – und von der eigenen Sucht. Er hat nie verschleiert, dass er ein Mensch mit Fehlern war. Und genau das hat ihn so authentisch gemacht. Jetzt, wo er nicht mehr spielen kann, ist es nicht nur die Musik, die verloren geht. Es ist die Stimme eines Mannes, der Deutschland mit Liedern begleitet hat – von der Studentenbewegung bis zur Gegenwart.
Was kommt jetzt?
Ob Wecker jemals wieder auf eine Bühne zurückkehren wird, ist ungewiss. Vielleicht wird er sich auf Lesungen beschränken – nur seine Stimme, ohne Instrument. Oder er gibt Interviews, wie er es in den letzten Monaten tat, um über Sucht und Gesundheit zu sprechen. Das wäre nicht weniger wertvoll. Denn er hat nie nur gesungen. Er hat aufgeklärt. Er hat Mut gemacht. Und er hat gezeigt, dass man auch mit gebrochenen Händen noch etwas sagen kann.
Frequently Asked Questions
Warum kann Konstantin Wecker nicht mehr Klavier spielen?
Wecker leidet an irreversiblen Nervenschäden in den Händen, vor allem in der linken, die er auf jahrelangen Alkoholmissbrauch zurückführt. Diese Schäden führen zu zunehmenden Ausfällen – er kann heute nur noch ganz einfache Melodien spielen. Die Erkrankung verschlechtert sich schleichend, seit er sie 2024 erstmals öffentlich beschrieb.
Wurden die Konzerte verschoben oder komplett abgesagt?
Alle November-Konzerte wurden abgesagt, nicht verschoben. Die Veranstalter prüfen Ersatztermine, doch der Tourplan für 2026 ist bereits vollständig belegt. Falls keine Nachholtermine gefunden werden, werden die Eintrittsgelder vollständig erstattet – das gilt für alle 14 abgesagten Termine, einschließlich Berliner Dom und Saarbrücken.
Wird es Konzerte von Konstantin Wecker im Dezember 2025 geben?
Aktuell ist unklar, ob die für Dezember 2025 geplanten Auftritte stattfinden können. Die Entscheidung hängt von medizinischen Gutachten ab. Wecker selbst hat sich bislang nicht öffentlich zu den Dezember-Terminen geäußert. Sein Team betont, dass Gesundheit Vorrang hat – auch wenn das bedeutet, dass die Tournee vorzeitig endet.
Wie reagieren Fans auf die Absage?
Die Reaktion der Fans ist überwiegend mitfühlend, aber auch traurig. Auf Social Media und in Fanforen wird Wecker als "Stimme einer Generation" bezeichnet. Viele teilen persönliche Erinnerungen an seine Konzerte – von den 1980er Jahren bis heute. Die Sorge um seine Gesundheit überwiegt die Enttäuschung über die Absage. Viele schreiben: "Wir brauchen dich nicht auf der Bühne – wir brauchen dich gesund."
Warum ist das Konzert im Berliner Dom so besonders?
Der Berliner Dom ist kein gewöhnlicher Konzertsaal – er ist ein Ort der Erinnerung, der Spiritualität und kulturellen Bedeutung. Für Wecker, der mit politischen und menschlichen Themen arbeitet, war dieser Raum symbolisch: ein Ort, an dem Stimmen gehört werden, die sonst im Alltag verloren gehen. Das Konzert sollte die Krönung seiner Karriere werden – nun bleibt es eine unerfüllte Hoffnung.
Hat Konstantin Wecker jemals über seine Sucht gesprochen?
Ja, seit den 2010er Jahren sprach er offen über seinen Alkoholmissbrauch – in Interviews, in Büchern und auf Bühnen. Er hat nie versucht, es zu verheimlichen. Im Gegenteil: Er nutzte seine Erfahrung, um andere zu ermutigen, Hilfe zu suchen. Seine Trockenheit seit drei Jahren war ein großer Erfolg – doch die körperlichen Folgen bleiben. Seine Offenheit hat ihn nicht geschwächt, sondern menschlicher gemacht.