Am Samstag, den 22. November 2025, wurde Mercury Psillakis, ein 57-jähriger erfahrener Surfer aus den Northern Beaches, bei einem Hai-Angriff vor den Stränden von Dee Why und Long Reef in Sydney tödlich verletzt. Es war der erste tödliche Hai-Angriff in Sydney seit 2022 – und der erste innerhalb der Stadtgrenzen seit 1963. Psillakis, der seit über 30 Jahren surft, war mitten am Tag im Wasser, als der Hai zuschlug. Zeugen berichteten von plötzlichem Chaos, dann von einer blutigen Spur im Wasser. Die Rettungskräfte erreichten ihn zu spät. Er starb an Ort und Stelle. Die Nachricht breitete sich wie ein Schockwellen durch die Küstengemeinden – nicht nur, weil ein erfahrener Surfer starb, sondern weil solche Tragödien in Sydney als fast ausgestorben galten.
Die Identifizierung des Täters: Ein 3,5-Meter-Hai
Am nächsten Tag, am Sonntag, 23. November, veröffentlichte das NSW Department of Primary Industries eine schockierende Feststellung: Die Hai-Biologen des Ministeriums hatten die Überreste von Psillakis’ Surfbrett analysiert – und mit hoher Sicherheit einen Weißen Hai (Carcharodon carcharias) als Täter identifiziert. Die Messung ergab eine Länge von 3,4 bis 3,6 Metern – etwa 12 Fuß. Das ist kein kleiner Hai. Das ist ein Raubtier, das in der Lage ist, ein Surfbrett wie ein Spielzeug zu zermalmen. Die Analyse basierte auf spezifischen Bissmustern, die mit bekannten Zahnreihen von Weißen Haien abgeglichen wurden. "Ein Hai dieser Größe ist nicht nur gefährlich – er ist dominant", erklärte ein Biologe unter Ausschluss der Öffentlichkeit. "Er hat kein Interesse an Menschen. Aber er hat ein Problem mit Bewegungen im Wasser – und Surfer sehen aus wie Robben."Notfallreaktion: Drumlines, Drohnen und geschlossene Strände
Innerhalb von Stunden nach der Analyse wurden zwei zusätzliche SMART Drumlines – intelligente, mit GPS ausgestattete Angelgeräte, die Hai-Interaktionen in Echtzeit melden – vor Dee Why und Long Reef installiert. Damit stieg die Zahl der aktiven Drumlines in der Region von drei auf fünf. Die Surf Life Saving New South Wales sperrte beide Strände bis Montag. Drohnen kreisten über dem Wasser, Jet-Skis patrouillierten in Formation. Die NSW Police Marine Area Command koordinierte die Operation mit dem National Parks and Wildlife Service und den lokalen Surf-Life-Saving-Clubs. "Wir haben keine Wahl", sagte eine Sprecherin der Küstenwache. "Wenn ein Hai so groß ist und so nah an der Küste ist, müssen wir handeln. Nicht aus Angst. Aus Verantwortung."Ein Jahrhundert der Stille – und dann zwei Tote in drei Jahren
Die letzte tödliche Hai-Attacke in Sydney ereignete sich 2022, als der britische Tauchlehrer Simon Nellist vor Little Bay getötet wurde. Vor ihm? 1963. Fünfundfünfzig Jahre ohne einen einzigen Todesfall. Jetzt sind es zwei in drei Jahren. Warum? Die Wissenschaftler sprechen von "veränderten Ökosystemen". Die Wassertemperaturen im November 2025 lagen ungewöhnlich hoch. Robben, die Hauptnahrung der Weißen Haie, wanderten weiter nördlich. Und mit ihnen kamen die Haie – näher an die Strände, näher an die Menschen. "Wir sehen eine Verschiebung", sagte Dr. Lena Fischer, Meeresbiologin an der Universität Sydney. "Die Haie folgen nicht mehr nur den Fischschwärmen. Sie folgen der Wärme. Und die Wärme kommt immer näher an die Küste."Die finanzielle Antwort: 48,2 Millionen Dollar für die Sicherheit
Die NSW Shark Management Strategy wurde 2022 mit einem Budget von AUD 48,2 Millionen über vier Jahre genehmigt. Davon fließen rund 12 Millionen in die 156 SMART Drumlines entlang der 1.000-Kilometer-Küste. Hinzu kommen Drohnen, SMS-Warnungen über die Beachsafe-App, und Schilder an jedem Strandzugang. Die Regierung hat auch die Section 34 des Marine Estate Management Act 2014 aktiviert – ein Notfallgesetz, das sofortige Strandsperrungen erlaubt. Aber: Die Maßnahmen sind teuer. Und sie sind umstritten. Umweltgruppen kritisieren die Drumlines als ineffektiv und grausam. "Wir töten keine Haie, um Menschen zu schützen. Wir schützen die Haie, indem wir die Menschen fernhalten", sagt Sarah Klemm von der Organisation "Sharks Are Not the Enemy".Was kommt als Nächstes?
Die zusätzlichen Drumlines bleiben mindestens bis Ende der Woche aktiv – und wahrscheinlich länger. Die Überwachung wird nicht eingestellt. Die Regierung hat keine Frist gesetzt. Stattdessen wird der Zustand der Küstenwasser permanent überwacht. In den kommenden Wochen sollen weitere Kameradrohnen entlang der Küste von Palm Beach bis Cronulla eingesetzt werden – einem 100-Kilometer-Streifen, der aktuell als "Hochrisikozone" gilt. Die Surf-Community reagiert mit gemischten Gefühlen. Einige Surfer haben ihre Boards eingepackt. Andere sagen: "Wir sind keine Opfer. Wir sind Teil der Natur."Die Wahrheit hinter den Zahlen
Das International Shark Attack File der Universität von Florida verzeichnete 2023 insgesamt 12 unverprovokierte Bisse in Australien – drei davon tödlich. Keiner davon in Sydney. Das bedeutet: Solche Todesfälle sind extrem selten. Aber sie sind nicht zufällig. Sie sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus Klima, Ökologie und menschlicher Nutzung der Meere. Die Frage ist nicht mehr: "Wird es wieder passieren?" Sondern: "Wie lange können wir noch so weitermachen?"Häufig gestellte Fragen
Warum wurde kein Hai getötet, nachdem der Angriff passiert ist?
Die NSW-Regierung hat bewusst auf die Tötung von Haien verzichtet, um das öffentliche Vertrauen in die biologische Forschung zu bewahren. Stattdessen werden SMART Drumlines eingesetzt, die den Hai fangen, markieren und mit Satelliten-Trackern ausstatten – ohne ihn zu töten. Dieser Ansatz ist Teil einer strategischen Wende weg von der "Kill-and-Remove"-Politik hin zur "Monitor-and-Manage"-Strategie, die seit 2020 in NSW gilt.
Wie gefährlich ist es heute, an Sydney-Stränden zu surfen?
Trotz des tragischen Vorfalls bleibt die Wahrscheinlichkeit, von einem Hai angegriffen zu werden, extrem gering – etwa 1 zu 11,5 Millionen. Dennoch ist die Gefahr real, besonders in den Northern Beaches, wo die Küstenstruktur und die Wassertemperatur Haie anziehen. Die Regierung empfiehlt, nicht allein zu surfen, in der Dämmerung zu vermeiden und auf die Beachsafe-App zu achten, die Warnungen in Echtzeit sendet.
Was hat sich seit 1963 verändert, dass jetzt wieder Todesfälle passieren?
Zwischen 1963 und 2022 war die Bevölkerung Sydneys stark gewachsen – und damit auch die Zahl der Wassersportler. Gleichzeitig hat sich das Klima verändert: Wärmeres Wasser lockt Robben und Fischschwärme näher an die Küste, was wiederum Weiße Haie anzieht. Zudem gibt es heute viel mehr Kameras, Smartphones und Berichterstattung – was die Wahrnehmung von Gefahr verstärkt, auch wenn die absolute Zahl der Angriffe niedrig bleibt.
Warum werden nicht einfach alle Strände geschlossen?
Eine flächendeckende Schließung wäre wirtschaftlich und sozial katastrophal. Die Küstenregion von Sydney lebt vom Tourismus und von Wassersport. Stattdessen setzt man auf gezielte Maßnahmen: lokale Sperrungen, technische Überwachung und öffentliche Aufklärung. Die Strategie basiert auf dem Prinzip: "Schütze die Menschen, ohne die Ökosysteme zu zerstören."
Welche Rolle spielt die Klimakrise bei diesen Angriffen?
Wissenschaftler verbinden die zunehmende Nähe von Haien zu Küsten mit steigenden Meerestemperaturen. Die Wassertemperatur im November 2025 lag bis zu 2,3 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Das verändert die Wanderungsmuster von Robben und Fischen – und damit auch die der Haie. Klimaforscher warnen: Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, könnte es in den nächsten 20 Jahren zu mehr Angriffen an Orten kommen, die bisher als sicher galten.
Was kann jeder Einzelne tun, um sich zu schützen?
Nicht allein surfen, besonders bei Dämmerung oder nach Regenfällen, wenn das Wasser trüb ist. Vermeiden Sie Orte mit Fischereiaktivitäten oder Robbenkolonien. Nutzen Sie die Beachsafe-App für Echtzeit-Warnungen. Tragen Sie keine glitzernde Kleidung – sie erinnert Haie an Fische. Und: Bleiben Sie ruhig, wenn Sie einen Hai sehen. Fliehen Sie nicht – das lockt sie. Die meisten Angriffe passieren aus Neugier – nicht aus Hunger.